Pferdefleisch
Argentinien, Schlachthof Lamar:
Pferdefleisch aus Nord- und Südamerika
Seit 2012 recherchieren der Tierschutzbund Zürich (TSB) und die Animal Welfare Foundation (AWF) über die Pferdefleischproduktion in Nord- und Südamerika und haben die gesamte Lieferkette von Pferden dokumentiert: von Auktionen und Rodeos über Sammelstellen und Transporte bis hin zu den Schlachthöfen. Das Ergebnis dieser Recherchen ist eindeutig: Pferde werden systematisch vernachlässigt und gequält, bevor sie für den Export in die EU und die Schweiz geschlachtet werden.
Verletzte, kranke und sterbende Tiere werden sich selbst überlassen, statt tierärztlich versorgt oder notgetötet zu werden. Der Umgang mit den Pferden ist oft brutal, und Witterungsschutz fehlt für die allermeisten Pferde. Die Zustände in den Schlachthöfen sind tierschutzwidrig, obwohl diese am Projekt «Respectful Life» der europäischen Importeure teilnehmen. Die Pferde werden über Strecken bis zu 2´500 km in ungeeigneten Fahrzeugen transportiert – ohne Versorgung mit Wasser und Futter.
Kanada, Schlachthof Bouvry:
Hinzu kommt, dass in Argentinien auch gestohlene Pferde und in Uruguay aus Brasilien geschmuggelte Pferde in die Fleischproduktion gelangen. Organisierte Banden nutzen das Pferdegeschäft für ihre kriminellen Interessen wie z.B. Geldwäsche. In Nord- und Südamerika kann aufgrund unzuverlässiger Dokumente und Identifikation der Pferde keine Rückverfolgbarkeit gewährleistet werden. Der letzte Besitzer - meist der Schlachthändler - gibt Auskunft über die Herkunft und Medikamentengabe der letzten sechs Monate. Seit 1. März 2017 verlangt die EU eine sechs-Monate-Frist für US-amerikanische Pferde, die in Kanada für den EU-Markt geschlachtet werden, damit Medikamentenrückstände im Fleisch ausgeschlossen werden können. Diese Quarantänevorschrift soll Verbraucherschutz gewährleisten, verlängert jedoch die Qualen der Pferde in den kanadischen Mastbetrieben. Sie werden ohne jeglichen Witterungsschutz im Freien gehalten, bei Temperaturen bis zu -30°C im Winter, und Fohlen erfrieren bei der Geburt.
Erfolg 2024: Das ehemals grösste Pferde-Feedlot in Kanada – das Prime Feedlot von Bouvry Exports – steht leer!
Australien, Schlachthof Meramist:
Pferdefleisch aus Australien
Die Importe aus Australien in die Schweiz haben sich seit 2013 fast verdreifacht, deshalb recherchieren wir seit 2019 auch über die Produktion in Australien. Die Transportfahrzeuge sind die gleichen wie in Südamerika: offene Rindertransporter, die völlig ungeeignet sind für Pferde. Die Schlachttransporte sind mit bis zu 1'500 km und 30 Stunden Fahrt extrem lang. Immer wieder sterben Pferde auf diesen Qualtransporten. In den Sammelstellen der Schlachthändler gibt es nur unregelmässig Futter und keine tierärztliche Betreuung. Im Schlachthof Meramist werden die Pferde systematisch gequält. Sie werden geschlagen, getreten und mit Elektrotreibern malträtiert. Fehlbetäubungen kommen häufig vor und Pferde werden bis zu fünf Mal nachgeschossen. Einige Pferde sind noch bei Bewusstsein, wenn sie zum Entbluten aufgehängt werden. Bei Pferdefleisch aus Australien ist die Gefahr von Medikamentenrückständen besonders gross, weil es sich bei mehr als 50 % der geschlachteten Pferde um ausgediente Rennpferde handelt.
Argentinien, Schlachthof Land L:
Wir fordern einen Importstopp
2015 verhängte die EU-Kommission einen Importstopp für Pferdefleisch aus Mexiko, der auch für die Schweiz gilt. Im Auditbericht der EU wurden unsere Rechercheergebnisse über Qualproduktion ausdrücklich bestätigt. 2017 wurden auch Pferdefleischimporte aus Brasilien gestoppt. Seit mehreren Jahren legen wir Beweise vor, dass die Audits der EU-Kommission und der europäischen Importeure durch die ausländischen Schlachthändler und Schlachthofbetreiber manipuliert werden. Beispielsweise werden tragende, verletzte, kranke und abgemagerte Pferde entfernt. Berichte von EU-Audits in Uruguay und Argentinien belegen, dass die Pferche entweder leer waren oder die Pferde kurz vor den Audits ausgetauscht worden waren.
Jetzt ist es ein Importstopp für Mexiko und Brasilien – wir machen weiter, bis ein Importverbot für Pferdefleisch aus ganz Amerika und Australien folgt, denn in den anderen Ländern sind die Bedingungen für die Pferde ebenso qualvoll.
Uruguay, Schlachthof Sarel:
Argentinien, Schlachthof Lamar
Ein Pferd wird brutal auf den Kopf geschlagen
Unsere Filme zu Pferdefleischimporten aus Übersee:
Argentinien (Pferdefleisch vor Gericht)
Petition an die EU-Kommission:
Dossier:
Import of horsemeat from overseas
Chronologie:
Pferdefleisch aus Qualproduktion: 2007-2022