11. August 2021

Was steckt hinter dem Brand des Skandalschiffes ELBEIK? Verdachtsmomente weisen auf "heissen Abbruch"

Das veraltete Tiertransportschiff brennt unter mysteriösen Umständen. Bildquelle: Screenshot spanische Feuerwehr

Im Frühjahr wurde über das Tiertransportschiff Elbeik bereits weltweit berichtet. Es irrte beladen mit 1.789 Jungbullen drei Monate durch das Mittelmeer. 189 Bullen starben an Bord, die Überlebenden wurden notgeschlachtet.

In den letzten Monaten war das Schiff für eine Reparatur in der Ukraine und Türkei. Vertrauliche Quellen haben uns zudem berichtet, dass die Elbeik am 21. Juli in Tarragona durch Veterinäre überprüft wurde und keine Beanstandungen festgestellt wurden. 13 Tage vorher war die Elbeik in Griechenland. Die Hafenpolizei hat sie ebenfalls geprüft und neben weiteren Missständen festgestellt, dass das bordeigene Feuer-Notlöschsystem nicht funktioniert. Mit (bewusst?) in Kauf genommenen Folgen.

Am 6. August steht die Elbeik in Flammen vor dem spanischen Hafen Tarragona. Zum Glück noch ohne Tiere an Bord. Die Bilder des Schiffbrandes (Film der spanischen Feuerwehr) haben wir unserem Schiffsexperten Karl Weber gezeigt. Er war als Kommissar bei der Wasserschutzpolizei Schleswig-Holstein, er ist zudem Schiffssicherungsmeister für Brand- und Leckabwehr. Seit seiner Pensionierung ist er AWF|TSB-Teammitglied.

Nach allem, was auf den Bildern zu sehen ist und wir von vorherigen Recherchen über die Elbeik wissen, ist es nicht auszuschliessen und müsste dringend untersucht werden, ob es sich um Brandstiftung handelt. Eine Möglichkeit, aus dem untragbaren Schiff noch ein letztes Geschäft zu machen. Was ist auffällig? Karl Weber schreibt:

  1. Laut SOLAS (International Convention for the Safety of Life at Sea) muss die Brücke eines Schiffes zu jeder Zeit besetzt sein. Ich sehe auf den Bildern, dass das Feuer auf der Brücke ausgebrochen ist. Wo war also der Watchman auf der Brücke, um einen Entstehungsbrand zu bekämpfen? Entstehungsbrände können innerhalb der ersten Minuten zu 95 % gelöscht werden.
  2. Auf den Schiffen sind in vielen Räumen, auch auf der Brücke, elektrische Rauchmelder angebracht, wieso haben die nicht rechtzeitig angeschlagen?
  3. Insbesondere die Techniker, aber auch das Deckpersonal an Bord müssen nach SOLAS in der Feuerbekämpfung ausgebildet sein. Warum geschieht das nicht
  4. Das erste Bild (Anm.: im Film, siehe Link) wurde von einem Boot gemacht, dass bereits Teile der Besatzung geborgen hat. Das Schiff liegt vor Anker und dreht mit dem Bug immer in den Wind, deshalb zieht die Rauchwolke auch über das Achterschiff ab. Für mein Empfinden hat die Besatzung auf Befehl des Kapitäns das Schiff viel zu früh verlassen und nicht versucht, das Schiff zu retten, was in den ersten 30 Minuten sehr wahrscheinlich möglich gewesen wäre.
  5. Der Maschinenraum, in dem die Generatoren stehen und Strom erzeugen, war nicht von dem Feuer betroffen, also Strom für die Feuerlöschpumpe muss da gewesen sein. Feuerlöschleitungen müssen laut SOLAS immer unter Druck (min. 10 bar) stehen.
  6. Die Reparatur des anzunehmenden Schadens auf der Brücke, (Radar, Echolot, Ruderanlage, usw.) übersteigt mit Sicherheit den Wert des Schiffes, also Totalschaden.

Fazit: Bei jedem Sachverständigen für Seeunfälle werden, wenn er die ersten Bilder sieht, die roten Lampen angehen. Die Elbeik ist 54 Jahre alt. Der Eigner hat mit hoher Wahrscheinlichkeit enorme Kosten zu tragen für die dreimonatige Irrfahrt im Winter. Da muss jetzt genau hingeschaut werden, ob dieser Brand ein Unfall oder Kalkül ist." Soweit Karl Weber. 

Könnte es also sein, dass hier ein heisser Abbruch inszeniert wurde, um per Versicherungsbetrug einen letzten Profit aus dem Schrottschiff zu schlagen? Wir meinen, dass eine genaue Untersuchung durchgeführt werden muss und Schrottschiffe wie die Elbeik, 54 Jahre alt und unter schwarzer Flagge, keinen Versicherungsschutz erhalten dürften. Solche Schiffe gehören aus dem Verkehr gezogen.