Türkei | Grenze Kapikule | Tiertransporte | Tag 5
Heute regnet es nicht mehr. In den Transportern messen wir Temperaturen bis zu 37.3°C. Auf dem Parkplatz nahe der Grenze gibt es ein gravierendes Problem: Es gibt nur einen Wasserschlauch. Während einige Transporter sich anstellen, um ihren Wassertank aufzufüllen, parken andere entlang der Strasse und warten auf ihre Zollpapiere – mit leerem Wassertank. Wir kontrollieren zwei Transporter mit Schlachtbullen aus Ungarn. Die wenige Einstreu, die noch übrig bleibt, ist völlig nass und verschmutzt. Die Bullen sind so hungrig und durstig, dass sie die schmutzige Einstreu essen und ihre Gülle trinken. Das Wassersystem ist eingeschaltet, aber die Tränkenippel sind für Schweine konstruiert. Wir drücken die Metallnippel, damit die Bullen wenigstens ein bisschen Wasser bekommen. Sie sind verzweifelt vor Durst und kämpfen um einen Platz an den Schweinetränken.
Am Nachmittag kommen mehrere Transporter mit tragenden Rindern aus Deutschland an. Wir beobachten, wie ein Fahrer drei neugeborene Kälber aus dem Anhänger holt. Sie sind im Niemandsland innerhalb der Grenze zur Welt gekommen. Der Fahrer hat neben dem LKW einen kleinen Pferch für sie gebaut.
Wir entdecken zwei tote Tiere auf einem LKW einer bulgarischen Transportfirma, der mit Mastkälbern aus der Slowakei beladen ist. Der Verwesungsgestank ist kaum auszuhalten. Eines der Kälber ist bereits stark aufgedunsen und scheint schon längere Zeit tot zu sein. Der Transporter ist völlig verdreckt, stinkt nach Ammoniak und ist überladen. Einige erschöpfte Tiere liegen aufgrund von Platzmangel aufeinander. Andere stehen auf ihren toten Leidensgenossen.
Am späten Abend parken immer noch 41 Tiertransporter entlang der Strasse und auf dem Parkplatz und warten auf ihre Papiere. Vom türkischen Chefveterinär erfahren wir später, dass heute 85 Tiertransporter aus der EU die Grenze überquert haben.