Spanien | Hafen von Cartagena | Einsatz: Tierexporte per Schiff
Anfang Juni ist unser Team in Spanien im Einsatz. Der spanische Hafen Cartagena zählt zu den grössten Tierexporthäfen der EU. Von dort werden lebende Tiere per Schiff aus der EU in Drittländer exportiert. 2018 stellte die EU-Kommission während eines Audits in Cartagena massive Tierschutzverstösse bei der Verladung der Tiere auf Schiffe fest. Während unserem Einsatz möchten wir überprüfen, ob sich die Situation für die Tiere seit dem EU-Audit verbessert hat.
Dieses Mal sind wir nicht allein vor Ort. Unser Team wird von unserer Partnerorganisation Animals International und zwei Mitgliedern des Europäischen Parlaments, Thomas Waitz und Caroline Roose, begleitet. Die beiden Parlamentarier sind Mitglieder des Untersuchungsausschusses für Tiertransporte (ANIT). Dieser Ausschuss soll Missstände bei der Umsetzung der EU-Tierschutztransportverordnung überprüfen.
In Cartagena angekommen, stellen wir fest, dass unsere Beschwerden aus den Jahren 2018 und 2020 zu ersten Verbesserungen geführt haben: Endlich wurde im Hafen Cartagena Sonnenschutz für wartende Tiertransporter errichtet. Inzwischen können bis zu zehn Transporter in einem beschatteten Bereich parken. Leider reicht der Sonnenschutz längst nicht für alle Lkws aus. Viele Tiere leiden während langer Wartezeiten im Hafen in den Lkws unter der prallen Sonne.
Die erste Beladung, die wir beobachten, ist die des Tiertransportschiffs OMEGA STAR: Wir sehen, dass die Arbeiter Elektrotreiber einsetzen, um die Tiere die Rampen zum Schiffseingang zu scheuchen. Kein Körperteil bleibt vor den Elektroschocks verschont. Darüber hinaus dokumentiert unser Team den brutalen Umgang mit Schafen: diese werden in grossen Gruppen und mit Gewalt vom Lkw in das Schiff getrieben. Die übereilige Verladung macht es den Amtstierärzten unmöglich, transportunfähige Tiere zu erkennen und abzusondern.
Die zweite Verladung, die unser Team überwacht, ist die des Schiffs FREEDOM. Auf der FREEDOM sollen Bullen und Färsen in den Libanon exportieren. Wir beobachten hunderte Tiere, die in Lastwagen warten müssen. Viele sehen erschöpft aus, ihre Gesichter sind mit Exkrementen verschmiert. Wieder beobachten wir den Einsatz von Elektrotreibern. Wieder treffen die Stromschläge auf empfindliche Körperteile. Die Tiere geraten in Panik. Wir sehen angstvolles Gedränge, bis die Tiere den Schiffeingang blockieren.
Nach unserem Einsatz sind wir enttäuscht, dass sich seit unseren ersten Kontrollen in Cartagena vor vier Jahren nichts für die Tiere verbessert hat. Die spanischen Behörden ignorieren weiterhin die meisten unserer Beschwerden. Und dass, obwohl unsere Teams seit 2018 zahlreiche Tierschutzverstösse aufgedeckt haben. Unsere Einsatzergebnisse haben erneut gezeigt, dass die Tiere bereits in der EU leiden, bevor sie auf dem Seeweg exportiert werden. Darüber hinaus bestehen die von der EU-Kommission festgestellten Mängel aus dem Auditbericht 2018 nach wie vor: Die Tiere werden immer noch von den Arbeitern misshandelt und die zuständigen Hafentierärzte kommen ihrem Auftrag, transportunfähige Tiere zu isolieren, nicht nach. Wir werden unsere Ergebnisse an die zuständigen Behörden in Spanien und an die EU-Kommission weiterleiten. Wir bleiben dran und werden so lange grausame Tierexporte aufdecken, bis Tierexporte verboten werden - insbesondere in Drittländer.