17. Juni 2017

Polen | Deutschland | Begleitfahrt von drei Transporten nicht abgesetzter Kälber

Durstige Kälber versuchen verzweifelt, an den ungeeigneten Metallnippeln zu trinken.

Die Autobahnpolizei Magdeburg stoppt einen Kälbertransporter, der von Litauen nach Spanien unterwegs ist.

Die Autobahnpolizei Berlin kontrolliert einen zweiten polnischen LKW, der mit nicht abgesetzten Kälbern aus Litauen beladen ist.

Einer der LKWs wird entladen und die Kälber werden einzeln gefüttert. Einige sind zu schwach um aufzustehen.

Vom 16. bis 17. Juni begleiteten Teams von AWF|TSB drei LKWs, die Kälber von Litauen und Polen nach Spanien und Holland transportierten. Alle Transporter waren mit nicht abgesetzten Kälbern beladen, die jünger als acht Wochen waren. Diese Jungtiere müssten mit Milch, Milchaustauscher oder Elektrolytlösung versorgt werden und für ihre Fütterung wird spezielle Ausrüstung und Betreuung benötigt.

Gemäss Tiertransportverordnung 1/2005 müssen nicht abgesetzte Kälber nach neun Stunden Transport mit einer Flüssigkeit versorgt werden, welche qualitativ ihrem Alter angemessen ist. Die von uns beobachteten Transporter haben jedoch nur ca. eine Stunde Pause gemacht und das Wassersystem eingeschaltet. Die Fahrzeuge waren lediglich mit Metalltränken ausgestattet, die für Schweine konzipiert sind und aus denen kaltes Wasser kommt, was für junge Kälber nicht geeignet ist. Die durstigen Tiere wussten nicht, wie die Metalltränkenippel zu bedienen sind, und wir beobachteten, wie sie die Stangen der LKW ableckten und laut muhten.

In Deutschland ersuchten wir die Polizei, die Kälbertransporte zu stoppen und zu kontrollieren. Einer der LKWs transportierte Kälber von Litauen nach Spanien, auf einer Strecke von über 3.000 km. Es war nur eine 24-stündige Ruhepause eingeplant, und zwar bei einer Kontrollstelle in Ibbenbüren, nahe der deutsch/holländischen Grenze. Das ist das einzige Mal, dass die Kälber während des 62-stündigen Transports eine für sie angemessene Fütterung erhalten würden.

Ein anderer Transporter wurde nach 13 Stunden Transport von der Autobahnpolizei Berlin gestoppt und von einer Amtsveterinärin kontrolliert. Da die Kälber nach neun Stunden Transport nicht versorgt worden waren und noch mehr als 10 Stunden Fahrt vor sich hatten bis zur Kontrollstelle in Soppe-le-Bas, Frankreich, ordnete die Amtsveterinärin an, dass sie entladen werden mussten, um gefüttert zu werden und sich ausruhen zu können. Im Stall wurden die Kälber von mehr als zehn Angestellten von Hand mit frischer Milch gefüttert, wobei man ihnen zuerst beibringen musste, wie man die Eimer mit Plastiknippel bedient. Einige Kälber waren zu schwach um aufzustehen und blieben beim Füttern am Boden liegen.

Wieder einmal haben wir bewiesen, dass Langstreckentransporte nicht abgesetzter Kälber nicht durchführbar sind, ohne sie Bedingungen auszusetzen, die ihnen unnötige Leiden zufügen. Der Nahrungsentzug über einen langen Zeitraum und damit verbundene Tierschutzprobleme führen oft zu Schwäche oder gar zum Tod der Tiere. Es liegen mehr als genug wissenschaftliche Beweise vor, die unsere Ergebnisse bekräftigen.