15. Juni 2021

Kroatien| Hafen von Raša | Einsatz: Tierexporte per Schiff nach Jordanien, Ägypten und Israel

Hafen Raša, Kroatien: Unser Einsatzteam beobachtet die Verladung von Bullen auf das Tiertransportschiff TULIP.

Brutaler Umgang bei der Verladung von Bullen auf die ALONDRA. Erbarmungsloser Einsatz von Elektrotreibern.

Kälber werden auf die TULIP verladen.

Unser Team ist im Juni in Kroatien im Einsatz. Zehn Tage lang beobachten wir, ob der Tierschutz im Hafen Raša eingehalten wird. Der Hafen zählt zu den Hauptexporthäfen für lebende Tiere in der EU. Nach unseren zahlreichen Beschwerden führte die EU-Kommission 2018 selbst eine Kontrolle im Hafen Raša durch. Wie auch wir in den Jahren zuvor stellte das EU-Audit systematische Tierschutzverstösse bei der Verladung der Tiere fest. Bei unserem Einsatz möchten wir überprüfen, ob sich die Bedingungen im Hafen Raša seit dem Audit vor drei Jahren verbessert haben.

Während unseres Einsatzes beobachten wir, wie drei leere Tiertransportschiffe in Raša anlegen: ADEL I, TULIP und ALONDRA. Bei allen drei Tiertransportschiffen handelt es sich um Umbauten. Das bedeutet, dass die Schiffe ursprünglich nicht gebaut wurden, um Tiere zu transportieren. Die Schiffe sind zwischen 26 und 40 Jahre alt und damit steinalt.  Wir beobachten, wie Dutzende Lkws in den Hafen einfahren. Sie sind mit Tausenden Tieren beladen. Darunter: Kälbern, Färsen und Bullen. Die Lkw-Kennzeichen zeigen, dass sie hauptsächlich aus Ungarn und Polen kommen. Wir entdecken auch einige Tiertransporter aus Deutschland. Die meisten Tiere werden direkt von den Lkws auf die Schiffe verladen. Einige der Tiere werden für ein paar Stunden in den Ställen neben der Hafenanlage untergebracht. Wir weichen nicht von der Stelle und beobachten den gesamten Verladevorgang. Der Umgang mit den Tieren ist brutal. Besonders bei der Verladung der Kälber. Die Hafenarbeiter schlagen ununterbrochen auf die verängstigten Jungtiere ein. Die Amtstierärzte schauen tatenlos zu. Wir dokumentieren, wie die Hafenarbeiter Elektrotreiber einsetzen, um Rinder die Laderampe zum Schiff hochzutreiben. Die Stromschläge treffen die Tiere überall – auch an Körperstellen, an denen der Einsatz von Elektrotreibern streng verboten ist (z. B. an Kopf und Anus).  Wir sehen Tiere, die panisch in den Treibgängen stecken bleiben und sich übereinander drängen. Einige Tiere versuchen zu entkommen und drängen in alle Richtungen.

Aus unserem Einsatz ziehen wir eine traurige Schlussfolgerung: Seit unseren ersten Kontrollen 2014 haben sich die Bedingungen trotz zahlreicher Beschwerden im Hafen Raša nicht verbessert.  Unsere Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die Tiere bereits vor dem Export per Schiff leiden. Die von der EU-Kommission festgestellten Mängel bestehen weiterhin. Erneut werden unsere Einsatzteams Beschwerde bei den zuständigen Behörden und der EU-Kommission einreichen.