21. Juli 2020

Bulgarien | Kapitan Andreevo | Tiertransporte in die Türkei

Die langen Wartezeiten während der heissen Sommermonate verursachen unnötige Tierleiden.

Tiertransporter müssen im Durchschnitt sechs Stunden und länger im sogenannten Niemandsland, dem Bereich zwischen den beiden Landesgrenzen, warten, bis die Amtstierärzte mit ihrer Arbeit beginnen.

Unser Team ist in Bulgarien im Einsatz. Wir sind in Kapitan Andreevo, einem bulgarischen Dorf, das die Aussengrenze der EU zur Türkei markiert. Es ist bereits das zehnte Jahr in Folge, in dem unsere Teams Tiertransporter bei extremer Hitze kontrollieren. In diesem Jahr überprüfen wir insgesamt 28 Tiertransporter. Die Fahrzeuge, die die Grenze von Kapitan Andreevo in die Türkei überqueren, sind mit Tieren aus Deutschland, der Tschechischen Republik und Ungarn beladen. Geladen wurden die deutschen Tiere allerdings nicht in Deutschland, sondern in Ungarn.

Die Fahrer erklären uns, dass sie die Tiere vorschriftsgemäss in den Versorgungsställen in Grenznähe entladen und mit Futter und Wasser versorgt haben. Die meisten Tiertransporte verlassen die EU in den Abendstunden, wenn die Temperaturen unter 25°C fallen. Dennoch müssen Fahrer und Tiere bis am nächsten Morgen um 9 Uhr warten, bis die türkischen Amtstierärzte mit ihrer Arbeit beginnen. Einige Fahrer teilen uns mit, dass sie zwischen sechs und 18 Stunden warten müssen, um die türkische Veterinärkontrollen abzuschliessen. Während der ganzen Zeit müssen die Tiere auf dem LKW bleiben. Die Fahrzeuge werden im sogenannten „Niemandsland“ geparkt – dem Bereich zwischen der bulgarischen und der türkischen Grenze. Dort gibt es keinen Schatten für die Tiere und die Temperaturen erreichen tagsüber während unseres Einsatzes immer mehr als 33°C. Am heissesten Tag messen wir 37°C. Obwohl die Fahrer die Tiere mit Wasser versorgen, verursachen Transporte bei extremer Hitze unnötige Tierleiden.

Gemäss der EU-Tierschutztransportverordnung dürfen Tiere nicht über lange Strecken transportiert werden, wenn die Temperaturen mehr als 30°C betragen. Vor einigen Monaten erklärte die EU-Kommission in einem Schreiben, dass die Veterinärämter in erster Linie für die Einhaltung und Durchführung der EU-Tierschutztransportvorschriften verantwortlich sind. Daher tragen die Amtsveterinäre auch das Risiko, wenn sie Tiere bei Langstreckentransporten extremen Temperaturen auszusetzen. In dem Schreiben steht auch, dass die zuständigen Behörden die Wettervorhersagen beachten sollen, um sicherzustellen, dass die Transportbedingungen keine Tierleiden verursachen. Gerade deshalb müssen bei der Genehmigung von Tiertransporten auch Verzögerungen durch die Arbeitszeiten der türkischen Grenzveterinäre berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse unserer Langzeit-Recherchen haben auch dieses Jahr wieder gezeigt, dass es nicht möglich ist, Tiere über lange Strecken bis in die Türkei zu transportieren, ohne die Tiere extremen Temperaturbedingungen oder unzumutbaren Wartezeiten auszusetzen.