Australien | Caboolture, Queensland | Pferdeschlachthof Meramist
Heute ist unser zweiter Einsatztag beim Schlachthof Meramist. Als unser Team morgens um 6.45 Uhr ankommt, steht bereits ein mit Pferden beladener Transporter an der Entladerampe. Er gehört Kill Buyer (Schlachthändler) Les Evans. Mit einer Lederpeitsche werden die Pferde entladen. Wir entdecken einen kranken Schimmel, der sich nicht normal fortbewegen kann. Gemäss europäischer und australischer Tierschutzstandards hätte der Schimmel nicht transportiert werden dürfen.
Die kleineren Pferche im Schlachthof Meramist sind überfüllt. Das verursacht zusätzlichen Stress für die Pferde. Sie beissen sich häufig gegenseitig. Die Pferde, die gestern angeliefert wurden, haben noch immer kein Futter oder Einstreu bekommen. Dabei sind mehrere Tiere schwach und abgemagert. Meramist schlachtet Pferde für den Export nach Europa, deshalb gelten die Bestimmungen der EU-Tierschutzschlachtverordnung. Laut dieser Verordnung müssen Tiere, die nicht innerhalb von 12 Stunden nach ihrer Ankunft geschlachtet werden, Futter und Einstreu erhalten. Diese Anforderung wird vom Meramist-Management schlichtweg ignoriert. Das ist umso mehr inakzeptabel, da die Pferde in der Regel auch während des bis zu 30-stündigen Transportes nicht gefüttert werden. Zudem haben unsere Recherchen in den Sammelstellen der Kill Buyer ergeben, dass auch dort die Versorgung mit Futter oft ungenügend ist. In den Pferchen von Meramist suchen hungrige Pferde am Boden nach Futter oder strecken ihre Köpfe durch den Zaun, um an Gras zu gelangen – vergeblich.
Die meisten Pferde haben Brandzeichen, die sie als Rennpferde identifizieren (Galopper und Traber). Sie sind ein “Abfallprodukt” der Rennindustrie, da sie als nicht mehr profitabel gelten.
Bis 12 Uhr mittags wurden alle Pferde geschlachtet. Vor ihrer Schlachtung mussten sie bis zu 24 Stunden in den Schlachthofpferchen ausharren – ohne Futter, Einstreu oder ausreichend Witterungsschutz.