30. Januar 2023

AGRIFISH Tagung in Brüssel: Allianz mehrerer EU-Mitgliedstaaten will Exportstopp lebender Tiere in Drittstaaten verhindern

Mehrheiten für Qualtransporte bilden. Das steht heute auf dem Programm der EU-Agrarministerkonferenz (AGRIFISH) in Brüssel. Vor dem Hintergrund einer neuen Tierschutztransportverordnung, sprechen sich einige EU-Agrarminister für ein „weiter so“ von Drittlandexporten aus. Zu wichtig ist das Geschäft mit lebenden Tieren für Irland, Portugal, Spanien, Frankreich, Griechenland, Rumänien, Lettland und Litauen. Diese Länder versuchen heute, weitere EU-Staaten auf ihre Seite zu ziehen. Damit grausame Langstreckentransporte nach z.B. Nordafrika und Zentralasien, auch unter dem neuen Tierschutztransportgesetz weiter erlaubt werden. 

Die Exportbefürworter argumentieren, man solle den Tierschutz bei Transporten verbessern, sie aber keinesfalls verbieten. Die Allianz setzt beim Thema Tierschutz also auf Symptombehandlung anstatt Ursachenbekämpfung. Ein Exportverbot lebender Tiere in Drittstaaten ist die einzige Lösung, um Millionen Tiere vor qualvollen Langstreckentransporten und den teilweisen grausamen Schlachtmethoden zu schützen.

Unsere Einsatzteams, haben die Hauptargumente der Drittlandexportverfechter analysiert:

  1. „Der von der EU-Kommission durchgeführte „Fitness-Check“  (Bürger-Befragung zur Tauglichkeit aktueller Gesetze) im Rahmen der „Vom Hof auf den Tisch Strategie“ der aktuellen Tierschutztransportverordnung hat ergeben, sich der Tierschutz bei Transporten verbessert hat.“

Das ist nur die halbe Wahrheit. Der Fitness-Check hat auch ergeben, dass…

….95 % der Befragten eine Begrenzung der maximalen Transportzeit forderten. Eine gesetzlich bindende Transportdauer von z.B. maximal acht Stunden, würde Tierexporte in Drittstaaten nahezu unmöglich machen.

…94 % der Befragten im Fitness-Check waren der Überzeugung, dass Tierexporte in Drittstaaten zu Schlachtzwecken verboten werden sollen.

  1. „Ein Exportverbot lebender Tiere aus der EU in Drittstaaten, wirkt sich negativ auf den globalen Tierschutz aus. Bürger aus nahegelegenen Drittstaaten wären dadurch gezwungen, Tiere aus weiter entfernten Ländern zu importieren“

Geld regiert die Welt. Das ist auch bei Tiertransporten nicht anders. Tierschutz und Transportdistanz sind für viele Importländer zweitrangig, wenn die Einkaufspreise stimmen. Aufgrund von Inflation und Wechselkursschwankungen können sich bereits heute einige Drittstaaten Tiere aus der EU nicht leisten. Länder wie die Türkei oder der Libanon importieren seit Jahren unzählige Tiere aus Südamerika. Australien war viele Jahre Hauptlieferant von Schafen für Saudi-Arabien für das islamische Opferfest, bis das Land Tierexporte per Schiff während der Sommermonate per Gesetz verbot und dadurch nicht mehr als Exporteur infrage kam. Ab dann verlagerten sich große Teile des Handels nach Rumänien und damit in die EU. Tierschutz ist für die Importeure in den Drittstaaten kein Argument, wenn die Preise stimmen und nationale Exportverbote das Geschäft mit lebenden Tieren nicht behindern. Folglich darf Tierschutz auch nicht als Argument missbraucht werden, um quälerische Drittlandexporte aus der EU weiter zu erlauben. 

  1. „Alternativen zum Transport lebender Tiere sollen angestrebt werden. Wie beispielsweise der Transport von Fleisch oder genetischem Material. Das Fehlen von Kühlketten in vielen Drittstaaten sei jedoch ein bekannter einschränkender Faktor, der den Transport von Fleisch und Schlachtkörpern verhindert.“

Dieses Argument der Tiertransportbranche kennen wir bereits aus der Zeit vor Einführung der EU-Tierschutztransportverordnung Nr. 1/2005. Die Rechtfertigung der fehlenden Kühlketten wird auch noch in den nächsten 20 Jahren bestehen, sofern die EU weiterhin lebende Tiere in Drittstaaten exportiert.

Bei all dem Gegenwind gibt es jedoch auch Hoffnung für die Tiere. Vergangenes Jahr hatte sich eine Allianz mehrerer Mitgliedstaaten zusammengeschlossen, um für ein Ende von Lebendtierexporten in Drittstaaten zu kämpfen. Zur sogenannten „Vught-Allianz“ gehören Deutschland, Belgien, Dänemark, Schweden und die Niederlande. Welche Allianz das Tauziehen um die Tiere gewinnt, wird sich noch herausstellen. Die politische Einflussnahme auf die EU-Kommission und die Ausarbeitung der neuen Tierschutztransportverordnung sind in vollem Gange, auch wenn diese erst 2024 erwartet wird. Unsere Teams bleiben weiter im Einsatz für die Tiere. Mit unseren Recherchen und Berichten unterstützen wir die EU-Mitgliedstaaten, die sich mit uns für einen Exportstopp einsetzen und üben weiter Druck auf die Verfechter von quälerischen Drittlandexporten aus.

Weitere Informationen:

Positionspapier der Mitgliedstaaten, die Tierexporte weiter erlauben möchten

Positionspapier der Mitgliedstaaten, die Tierexporte verhindern möchten