24. Januar 2022

Abstimmung im EU-Parlament: Historische Wende für Tiertransporte verspielt

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EU-Parlament bestätigt systematische Verstösse bei Tiertransporten, verhindert jedoch Kurswechsel

Freiburg/Zürich, 24.01.2022: Das Europäische Parlament hat am 20.01.2022 über die Ergebnisse des ANIT-Untersuchungsausschusses beraten und abgestimmt. Der Untersuchungsausschuss war 2020 eingesetzt worden, um die Versäumnisse der EU-Kommission im Zusammenhang mit Tierschutzproblemen bei Tiertransporten zu beleuchten. In seiner Abstimmung ignoriert das EU-Parlament mehrheitlich die wesentlichen Empfehlungen des Untersuchungsausschusses.

Die Animal Welfare Foundation (AWF) und der Tierschutzbund Zürich (TSB) bemängeln die Entscheidung und setzen auf strengere Maßnahmen bei der Revision der Tierschutztransportverordnung.
Eine grundsätzliche Begrenzung von Tiertransporten auf acht Stunden sowie ein Exportverbot in Nicht-EU-Länder soll es laut Abstimmungsergebnissen nicht geben. Was ebenfalls fehlt, ist ein Transportverbot für Tiere im letzten Drittel der Trächtigkeit. Stattdessen soll deren Transportzeit auf vier Stunden beschränkt werden.

Iris Baumgärtner, Projektleiterin Tiertransporte der Animal Welfare Foundation, kritisiert vor allem, dass es keinen Stopp von Tiertransporten per Schiff gibt. Und das, obwohl die Berichte von Tierschutzorganisationen wie der AWF belegen, dass Verstöße gegen geltendes Gesetz hier die Regel sind. „Das Parlament setzt auf eine Überwachung per Kamera und durch Veterinär_innen. Wenn
diese von Privatunternehmen eingesetzt werden, werden sie kaum unabhängig agieren. Zudem fehlt es auch ohne Kameras an behördlichen Kontrollen, die Verstöße erkennen und ahnden“, so Iris Baumgärtner.

Die Animal Welfare Foundation sieht dennoch auch positive Entwicklungen. Iris Baumgärtner: „Immerhin erkennt das Parlament an, dass beim Transport von Lebendtieren systematische Verstöße
stattfinden und drastische Verbesserungen erforderlich sind. Daher soll der Transport von Lebendtieren zugunsten von Fleisch reduziert werden. Ein Erfolg ist auch, dass Kälber zukünftig erst ab einem Alter von vier Wochen transportiert werden sollen.“ Für wirkliche und systemische Veränderungen im Sinne der Tiere sind die Ergebnisse der
Abstimmung keine Lösung. NGOs sehen nun die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die Inhalte der überarbeiteten Tierschutztransportverordnung, die im kommenden Jahr vorgelegt wird. AWF und TSB fordern darin eine maximale Transportzeit für alle Nutztiere, sowohl auf dem Land als auch auf dem Seeweg. Außerdem ist dringend ein Exportstopp in Drittländer nötig.

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