10.000 Euro Strafe für Tiertransporteur: viele Tierschutzverstöße bleiben allerdings ohne Konsequenzen.
Das Leiden der “Weihnachts”lämmer
10.000 Euro Strafe für Tiertransporteur: viele Tierschutzverstöße bleiben allerdings ohne Konsequenzen.
Tierschutzorganisationen fordern: besseren gesetzlichen Schutz der Tiere
Mailand, 21. Dezember 2023. Einsatzteams von Animals' Angels, Animal Welfare Foundation, Enpa und Essere Animali beobachten 30 km von der italienisch-slowenischen Grenze entfernt Tiertransporte. Ziel waren Kontrollen von Transportern, die Lämmer aus Osteuropa zur Schlachtung nach Italien transportieren. In der Vorweihnachtszeit werden in Italien über 550.000 Lämmer geschlachtet (Quelle: Istat), hauptsächlich in den Regionen Latium und Apulien. Etwa 90.000 dieser Tiere werden über weite Strecken nach Italien transportiert (Quelle: Eurostat) und verbringen mehr als 24 Stunden in der drangvollen Enge der Fahrzeuge.
Insgesamt konnten die Tierschutzorganisationen im Zeitraum vom 13. bis 18. Dezember zwölf Tiertransporte dokumentieren. Die alarmierten Behörden stoppten und kontrollierten acht dieser Transporter. Trotz toter Lämmer und zahlreichen Verstößen gegen die EU-Tierschutztransportverordnung, wie z.B. ungeeignete Tränken, Verletzungsgefahren, niedrige Deckenhöhe, zu viele geladene Tiere und schlechte hygienische Bedingungen, verhängten die Behörden nur wenige Strafen. Und das, obwohl Tierschützer diese und ähnliche Tierschutzprobleme bei Lämmertransporten vor Ostern und Weihnachten immer wieder beobachten und anprangern.
Am schlimmsten erging es den Tieren in einem Transporter, der in der Nähe von Verona angehalten und kontrolliert werden konnte. Die Polizei informierte sofort einen Tierarzt, der die Transportbedingungen und die Tiere untersuchte, soweit dies in dem überfüllten Transporter möglich war. Mindestens ein Lamm war bereits tot, ein weiteres lag im Sterben. In einem anderen Transporter waren 169 Lämmer mehr als erlaubt geladen. In der Enge waren bereits fünf Tiere niedergetrampelt worden und lagen im Sterben. Gegen den Transporteur waren bereits in der Vergangenheit Sanktionen verhängt worden, doch in diesem Fall blieben sie aus. Obwohl Sanktionen ein wichtiges und wirksames Instrument darstellen, um zu verhindern, dass gegen Tierschutzvorschriften verstoßen wird.
Wenige Tage zuvor hatte das Gesundheitsministerium - auf Bitten der Verbände - einen Erlass herausgegeben mit dem Ziel, die Kontrollen zu verstärken und Kontrollschwerpunkte aufzuzeigen. Leider ohne großen Erfolg! Dies liegt vor allem an der geltenden EU-Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport, die insbesondere Lämmer nicht ausreichend schützt und deren Auflagen von den Transporteuren regelmäßig und meist folgenlos missachtet werden. Leider ist auch der neue Gesetzesentwurf zum Tiertransport unzureichend und lässt keine großen Verbesserungen für die Lämmer erwarten, so die Tierschutzorganisationen.
“Unsere Einsätze auf den Autobahnen zeigen, dass die bestehenden gesetzlichen Vorschriften oft umgangen werden, aber auch, dass die Tiere selbst dann leiden, wenn die Vorschriften der EU-Tierschutztransportverordnung eingehalten werden”, erklären Animals' Angels, Animal Welfare Foundation, Enpa und Essere Animali.
"Der neue EU-Gesetzesentwurf soll den Schutz von mehr als 40 Millionen Tieren verbessern, die jedes Jahr innerhalb und außerhalb der Europäischen Union transportiert werden. Obwohl der Entwurf Verbesserungen vorsieht, wie im Fall nicht entwöhnter Tiere, bleiben lange Transporte erlaubt. Auch der Export von Tieren per LKW und Schiff in Länder ohne entsprechende Tierschutzgesetze soll weitergehen. Dabei bleibt vieles unklar, z.B. welche Tränkesysteme für die Tiere geeignet sind, oder wie man verletzten Tieren im Transporter helfen kann. Weiterhin gibt es keine einheitlichen Regeln für die Sanktionierung von Verstößen. Tiertransportkontrollen finden zu selten statt und sind nicht effizient. Wir müssen Druck ausüben, damit Tiere besser durch die neue Verordnung geschützt werden, aber auch sicherstellen, dass die von der Kommission vorgeschlagenen positiven Neuerungen nicht verwässert werden” fordern die Tierschutzorganisationen.