18. Februar 2025

Tierschutzorganisationen zeigen neuen Film über das unermessliche Leid bei Lebendtierexporten

Ein neuer Film einer Gruppe von Tierschutzorganisationen mit dem Titel «Live Exports: Beyond Borders, Beyond Imagination» (Jenseits der Grenzen, jenseits der Vorstellungskraft) wird am Mittwoch, 19. Februar, um 14.00 Uhr im Europäischen Parlament gezeigt. Moderiert wird die Veranstaltung von den Europaabgeordneten Anja Hazekamp und Sebastian Everding. Der Film kann hier angeschaut werden. 

Warum gerade jetzt? Die Abgeordneten des EU-Parlaments prüfen die von der Kommission vorgeschlagene neue Verordnung über den Tierschutz beim Transport. Die vorgeschlagene Verordnung ist enttäuschend, da sie den brutalen Handel mit Lebendtieren in der EU mit nur marginalen Verbesserungen des Tierschutzes fortsetzen wird.

Der von den Tierschutzorganisationen produzierte Film soll die Abgeordneten des Europäischen Parlaments davon überzeugen, die vorgeschlagene Verordnung zu verschärfen und die Ausfuhr von lebenden «Nutz»tieren in Nicht-EU-Länder zu verbieten.

Wo liegt das Problem? Die EU exportiert jährlich etwa eine Million Rinder und fast drei Millionen Schafe, hauptsächlich in den Nahen Osten, nach Nordafrika und in die Türkei. Aus keinem dieser Länder ist die Wiedereinfuhr in die Europäische Union aufgrund der EU-Gesundheitsvorschriften möglich. Zu den Hauptproblemen gehören:

  • Es gibt keine Notfallpläne bei Transportverzögerungen und Einfuhrverweigerungen an den Grenzen von Drittländern. An der EU-Türkei-Grenze etwa kommt es zu langen Verzögerungen, wenn es Probleme mit den Papieren oder dem Gesundheitsstatus der Tiere gibt. Die Türkei lässt die Tiere erst entladen, wenn die Probleme behoben sind, und die EU-Tiergesundheitsvorschriften verbieten die Wiedereinfuhr zurückgewiesener Tiere in die EU. Die Tiere sitzen teils tagelang oder sogar wochenlang in brütender Hitze auf den Lastwagen fest und müssen in ihren eigenen Fäkalien und ihrem Urin stehen oder liegen. Eine besonders schlimme Katastrophe ereignete sich im Herbst 2024, als 69 hochträchtige deutsche Färsen einen Monat lang auf zwei Lastwagen an der Grenze festsaßen. Die Tiere standen und lagen bis zu den Knien in Exkrementen und mussten unter diesen Bedingungen ihre Kälber zur Welt bringen. Am Ende starben 13 Kälber und 8 Kühe langsam in den beiden Lastwagen, die restlichen wurden getötet. Die EU weiß seit 14 Jahren von solchen Vorfällen, hat es aber versäumt, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu beseitigen.
  • Transporte auf See dauern lange und die verwendeten Frachtschiffe oft alt und schlecht gewartet. Die Fahrten dauern häufig 6 bis 10 Tage, in manchen Fällen sogar 2 bis 3 Wochen. Eingepfercht in überfüllten Pferchen leiden die Tiere oft unter der Bewegung des Schiffes, an Hitzestress, Atemwegserkrankungen und schädlichen Gasen wie Ammoniak.
  • Kurz nach der Ankunft oder nach der Mast in den importierenden Drittländern werden die EU-Tiere geschlachtet. Auch «Zucht»tiere aus der EU landen früher oder später in den Schlachthöfen. Der Film zeigt die Schlachtung von Tieren aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Tschechien und Rumänien. Bei der Schlachtung im Nahen Osten, in Nordafrika oder der Türkei werden selbst minimale Tierschutzstandards ignoriert. Rinder werden grob mit Stöcken geschlagen – auch auf den Kopf und ins Gesicht – um sie zu Boden zu zwingen. In Ägypten durchtrennen die Schlachter oft die Beinsehnen der Rinder mit einem Messer, um die Tiere laufunfähig zu machen – sie stechen sogar in den Kopf und die Augen der Rinder. Oft werden Rinder kopfüber an einem Bein hochgezogen und bei vollem Bewusstsein geschächtet. Das Durchtrennen der Kehle erfolgt häufig mit stumpfen, kurzen Messern, wobei die Kehle mit mehreren Sägebewegungen durchtrennt wird. Die Szenen im Film sind keine Ausnahme; sie zeigen die systematische Missachtung grundlegender Tierschutzstandards in den meisten Schlachthöfen im Nahen Osten, Nordafrika und der Türkei.

Die Kernbotschaft an die Europaabgeordneten und die EU-Mitgliedstaaten lautet: Sie können zwar die Anforderungen an den Transport erhöhen und die Bedingungen verbessern. Die Qualen, denen Tiere bei der Schlachtung in Ländern ausgesetzt sind, in denen die EU-Tierschutzvorschriften nicht gelten, bleiben auch bei einer Verschärfung des EU-Gesetzes bestehen. Darum braucht es ein Verbot des Exportes in Drittländer.

Trotz ihres Anspruchs, einen der höchsten Tierschutzstandards der Welt zu haben, fällt die EU hinter andere Länder zurück, die den Export von lebenden Tieren bereits verboten haben:

  • Australien hat die Ausfuhr lebender Schafe auf dem Seeweg ab Mai 2028 verboten.
  • Das Vereinigte Königreich hat die Ausfuhr von Lebendvieh zum Schlachten oder Mästen verboten.
  • Ein brasilianischer Richter hat entschieden, dass keine lebenden Tiere aus den brasilianischen Häfen exportiert werden dürfen, unter anderem weil die Schlachtpraktiken im Nahen Osten in Brasilien illegal wären. Gegen dieses Urteil wurde Berufung eingelegt, so dass der brasilianische Handel vorerst weiterläuft.

Die beteiligten Tierschutzorganisationen appellieren eindringlich an die EU-Abgeordneten: Ihr Votum zählt! Beenden Sie das Leiden der Tiere! Beenden Sie jetzt den grausamen Export von lebenden Tieren!