24. Juni 2025

Tierschutzorganisationen und Nationalrätin Meret Schneider fordern gesetzliches Verbot des Qualhormons PMSG

Die Nationalrätin Meret Schneider (Grüne) hat am Freitag beim Bundesrat eine Motion für ein Verbot von PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) eingereicht. Wir, die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) und zwölf weitere Organisationen unterstützen diese Forderung: Das in der Schweinezucht eingesetzte Fruchtbarkeitshormon wird im Ausland auf qualvolle Weise aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen. Die Branche verzichtet hierzulande zwar auf dessen Einsatz, ein gesetzliches Verbot würde jedoch für Rechtssicherheit sorgen und wichtige Symbolwirkung im Ausland entfalten. 

Mit der Verabreichung des Hormons PMSG werden Geburten in der industriellen Schweinezucht getaktet und die Fruchtbarkeit der Tiere gesteigert. Mit dieser Praxis, die das Wohlergehen und die Würde der Tiere beeinträchtigt, soll eine möglichst effiziente Fleischproduktion ermöglicht werden. Für die Produktion des aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnenen Hormons leben rund 10‘000 sogenannte Blutstuten in Argentinien und Uruguay in erbärmlichen Verhältnissen. Weitere 5000 Tiere leiden in Island, dem einzigen Land in Europa, das PMSG für die Verwendung in der Pharmaindustrie produziert. 

Systematische Tierquälereien bei der Gewinnung von PMSG

Recherchen des TSB aus allen drei Ländern belegen die tierschutzwidrigen Bedingungen, unter denen das Hormon gewonnen wird: Den halbwilden Pferden werden während zwei bis drei Monaten ihrer Trächtigkeit wöchentlich bis zu zehn Liter Blut mittels Kanülen abgezapft. Für die Tiere ist das eine Tortur: Viele reagieren panisch und verletzen sich. 

Aktuelles Filmmaterial  von verschiedenen Blutfarmen zeigt Tierquälereien wie Schläge, Tritte, gewaltsames Hochbinden der Pferdeköpfe oder minutenlanges Herumstochern in den empfindlichen Halsvenen der Pferde. Während die Fohlen in Island meist im Schlachthof landen, werden sie in Südamerika systematisch abgetrieben. 

„Seit Beginn unserer Recherchen vor zehn Jahren hat sich die Situation der Blutstuten leider kaum verbessert. Inzwischen sollte allen Beteiligten klar sein, dass PMSG – entgegen den Beteuerungen der Pharmaunternehmen – nicht gewonnen werden kann, ohne den trächtigen Stuten und ihren Fohlen erhebliches Leid zuzufügen“, sagt Sabrina Gurtner, Projektleiterin beim TSB. 

Branchenverbot begrüssenswert, aber ungenügend

Die Aufdeckungen des TSB haben dazu geführt, dass der Schweizer Bauernverband (SBV) 2022 auf Antrag der Schweinezuchtbranche entschieden hat, PMSG beim Basisprogramm von „QM Schweizer Fleisch“ zu verbieten. Laut dem SBV sind 95 Prozent der Schweizer Tierhaltungsbetriebe dem Programm „QM Schweizer Fleisch“ angeschlossen, womit der überwiegende Teil der Schweizer Schweinefleischbranche bereits auf den Einsatz des Qualhormons verzichtet. 

Nationalrätin Meret Schneider und die Tierschutzorganisationen begrüssen die freiwillige Abkehr der hiesigen Branche von PMSG. Weil das privatrechtliche Verbot aber jederzeit rückgängig gemacht werden kann, etwa wenn sich die Marktbedingungen ändern, wollen sie ein gesetzliches Verbot erwirken.

Gleiche Bedingungen für alle Betriebe schaffen

„Wir wollen Rechtssicherheit schaffen“, sagt Nationalrätin Meret Schneider. „Darum habe ich beim Bundesrat eine Motion eingereicht, die ein Anwendungs-, Produktions- und Importverbot von PMSG fordert.“ Durch ein Verbot wäre die Gesetzeslage für alle Schweinezuchtbetriebe gleich. „Der freiwillige Verzicht der Branche beweist bereits, dass die Schweinezucht auch ohne PMSG möglich ist. Ein gesetzliches Verbot wäre die logische Folge und fair für alle Betriebe“, so Schneider. 

Mit einem Verbot soll die Schweiz Rechtssicherheit schaffen, ihre Verantwortung als Vorreiterin im Tierschutz wahrnehmen und ein Vorbild sein fürs Ausland. Der Tierschutzbund Zürich hat eine Petition für ein gesetzliches Verbot von PMSG lanciert, die von der TIR und zwölf weiteren Organisationen aus der Schweiz unterstützt wird. 

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