Sechs Monate danach: Wie geht es an der türkischen Grenze weiter?
Die Ereignisse an der türkischen Grenze im letzten Herbst haben sich tief in unser Gedächtnis eingebrannt: 69 trächtige Rinder aus Deutschland wurden mehr als einen Monat lang im bewachten Zollbereich festgehalten – weil sie aus einem Blauzungengebiet kamen. Die Türkei wies sie ab, obwohl der Transport zunächst genehmigt worden war. Die EU weigerte sich, die Tiere zurückzunehmen.
Die Fahrer durften die Tiere nicht ausladen. Viele Rinder gebaren im Transporter ihre Kälber – in einer tiefen Schicht aus Exkrementen, ohne Einstreu, Futter oder Wasser. Fast täglich starben Muttertiere und ihre neugeborenen Kälber.
Währenddessen versuchten wir alles, um die Behörden endlich zum Handeln zu bewegen. Doch am Ende wurden die Rinder und ihre Kälber von den türkischen Behörden beschlagnahmt und getötet. Unsere verzweifelten Versuche, ihr Leiden zu verkürzen, blieben erfolglos!
Der Filmemacher Manfred Karremann hat uns auf diesem Höllentrip begleitet und einen sehr sehenswerten Film über die furchtbaren Ereignisse an der Grenze produziert.
Behörden schauen weg!
Diese Tragödie ist kein Einzelfall! Die EU und nationale Behörden erlauben weiterhin den Export von Tieren in sogenannte Tierschutz-Hochrisikostaaten – trotz offensichtlicher Missstände!
Die Türkei hat erneut gezeigt, dass sie nicht einmal minimale Tierschutzanforderungen erfüllt.
Was haben wir unternommen?
Auch wenn wir die Tiere nicht retten konnten, so haben wir im Nachgang an die Tragödie gemeinsam mit Animals’ Angels weiter Druck gemacht, damit wenigstens der Tod dieser Tiere nicht umsonst war.
Wir haben:
- Appelle an die zuständigen Behörden auf EU- und nationaler Ebene in Bulgarien, der Türkei und Deutschland gerichtet.
- Strafanzeigen gegen den verantwortlichen Exporteur, die türkischen Zoll- und Veterinärbehörden und den Schlachthofbetreiber gestellt.
- Gespräche mit Ministerien, Landes- und Bundestierärzten geführt und per Brief gefordert, dass Exporte von Tieren in sogenannte Tierschutz-Hochrisikostaaten per Erlass verboten werden.
- Vom Bundesminister Cem Özdemir per Brief einen nationalen Exportstopp gefordert.
- Vor den Mitgliedern der Intergroup des Europäischen Parlaments über das Problem der Tierexporte gesprochen.
Unsere kontinuierliche Arbeit wirkt:
- Die Tierärzteschaft fordert jetzt ein Exportverbot.
- Bundesminister Özdemir hat ein Eckpunktepapier veröffentlicht, in dem er Tierschutzgarantien für Tiertransporte aus Deutschland fordert.
- Die Bundesländer erneuern ihre Forderung nach einer bundeseinheitlichen Regelung für Drittlandexporte an die neue Bundesregierung.
- Die EU-Kommission führt Verhandlungen mit der Türkei.
Das sind erste Erfolge - aber wir lassen nicht nach!
Wie ist der aktuelle Stand?
Aktuell finden wegen der Blauzungenkrankheit und der Maul- und Klauenseuche keine Exporte von Rindern aus Deutschland in Drittstaaten statt (diese Krankheiten verbreiten sich nicht zuletzt wegen der grausamen Lebendtiertransporte).
Wir können nur hoffen, dass nicht erneut Tiere in der türkischen Grenze wegen Seuchenverdacht festhängen!
Doch sobald die aktuelle Seuchensituation vorbei ist, könnten Exporte wieder aufgenommen werden. Ein generelles Transportverbot für Drittstaaten wird auf EU-Ebene weiterhin blockiert! Deshalb ist es jetzt umso wichtiger, dass die Bundesregierung einen nationalen Exportstopp umsetzt!
Helfen Sie uns, für die Tiere zu kämpfen! Ihre Spende ermöglicht uns, weiter Druck auf die Politik auszuüben, Missstände aufzudecken und den Schutz von Tieren nachhaltig zu verbessern.
Spenden Sie jetzt für den Kampf gegen Tiertransporte in Tierschutz-Hochrisikostaaten!