Aufgedeckt: Tierleid auf hoher See
Am 23. Mai sticht die „Walrus“ in See, an Bord ein engagiertes Team von Sea Shepherd France und der Animal Welfare Foundation. Es handelt sich um eine neue Kooperation mit dem gemeinsamen Ziel: Tierleid aufzudecken, das fernab von Europas Ufern und den Augen der Gesellschaft auf hoher See im Mittelmeer normalerweise verborgen bleibt.
Täglich werden tausende europäische Tiere per Schiff in den Nahen Osten oder nach Nordafrika exportiert. Die Zeit an Bord wird als „Ruhephase“ deklariert. Aktuell überarbeitet die EU-Kommission die Tiertransport-Verordnung, jedoch sollen sich bezüglich der Schiffstransporte kaum Änderungen ergeben. Der Seetransport soll weiterhin als Ruhezeit definiert bleiben. Dies, obwohl die von der EU-Kommission beauftragte Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) betont, dass der Seetransport das Wohl von Kühen, Bullen, Kälbern, Schafen und Ziegen stärker beeinträchtigt als der Transport per Lkw, bei dem die Fahrtzeit als Transport- und nicht als Ruhephase festgelegt ist.
Zwischen Mai und Juni gelingt es der Crew der „Walrus“, fünf Schiffe mit Tieren aus der EU im Mittelmeer zu filmen. Diese Schiffe starteten ihre Reise in Rumänien, Slowenien und Spanien mit Zielen in Algerien und Marokko. Drohnenaufnahmen der „Anakin“ und „Julia AK“ zeigen, dass die Tiere auf den Schiffen keineswegs zur Ruhe kommen. Trotz moderater Wetterbedingungen schaukeln die Schiffe stark, was dem Tiere erheblich zusetzt. Die Rinder auf der „Anakin“ sind sichtlich gestresst, sie reiten einander auf, probieren Balance zu halten. Den Schafen auf der „Julia AK“ ergeht es nicht viel anderes, einige sind aus den Pferchen entkommen und laufen panisch in den Gängen hin und her.
Während unserer Recherche stoßen wir auch auf fünf Schiffe, die ihre Reise in Südamerika beginnen und das Mittelmeer durchqueren, um Rinder nach Jordanien, Ägypten, den Libanon und die Türkei zu exportieren. Viele dieser Schiffe sind auch für den Transport europäischer Tiere zugelassen. Besonders erschreckend sind die Zustände auf der „Ghena“: Die Tiere wirken sehr geschwächt, krank. Ihre Körper sind mit einer Schicht Kot überzogen. Ein Bein steckt zwischen den Metallstangen der Relling. Die Position des Körpers lässt darauf schließen, dass die Kuh nicht mehr am Leben ist. Wie es den Tieren in den Schiffskörpern ergeht, können wir nur erahnen.
Das gesammelte Beweismaterial soll die EU-Kommission und andere politische Entscheidungsträger innerhalb und außerhalb der EU auf die Missstände aufmerksam machen. Es verdeutlicht, warum der aktuelle Entwurf der neuen Transportverordnung die Tiere nicht ausreichend schützt und strengere Gesetze erforderlich sind. Gemeinsam mit Sea Shepherd France fordern wir ein Ende der Tierexporte per Schiff, um sowohl die Tiere an Bord als auch die Meere zu schützen. Diese Transporte stellen auch ein gravierendes Umweltproblem dar. Diese Transporte stellen auch ein gravierendes Umweltproblem dar. Das Gemisch aus Einstreu und Gülle von Millionen Tieren wird kostengünstig ins Meer geleitet.